Was ist Arthrose? Unheilbares Schicksal oder behandelbare Krankheit?
Die Volkskrankheit Arthrose betrifft vor allem alte Menschen. Eine Studie11 des Berliner Robert-Koch-Instituts hat ergeben, dass in Deutschland mindestens 10 Millionen Menschen unter Arthrosen leben. Viele davon leben mit chronischen Schmerzen. Die Zahlen der Arthrose-Kranken steigen seit Jahren ständig, weil die durchschnittliche Lebenserwartung wächst. Aber was ist Arthrose genau? Dieser Begriff bezeichnet Knorpelverlust in den Gelenken. Knorpelabbau führt zu Schmerzen und Gelenkentzündung. Die Gründe für den Knorpelabbau sind vielfältig. Je eher Sie Knorpelschäden erkennen, desto besser können Sie dem Voranschreiten der Arthrose entgegensteuern.
Was verursacht die Volkskrankheit Arthrose?
Weltweit ist Arthrose die häufigste Erkrankung der Gelenke. Mediziner unterscheiden zwischen primärer und sekundärer Arthrose. Bei einer primären Arthrose bildet sich der Knorpel ohne erkennbaren Grund zurück. Als Ursache wird genetische Veranlagung vermutet. Diese Art der Arthrose betrifft vor allem ältere Menschen. Von einer sekundären Arthrose spricht man, wenn Risikofaktoren klar auszumachen sind. Bei rund der Hälfte aller Arthrose-Patienten verursachen langjährige, hohe Belastungen den Knorpelschaden. Etwa ein Drittel aller von Arthrose Betroffenen entwickelt die Krankheit als Spätfolge eines Unfalls. Circa 20 Prozent leiden an einer Gelenkschwäche oder einer Fehlform der Gelenke. Bei diesen Personen kann sich die Arthrose bereits in jungen Jahren ausbilden.
Verhalten beeinflusst Krankheitsverlauf
Fehlverhalten fördert die Arthrose zusätzlich. Zum Beispiel können schlecht sitzende, einengende Schuhe den sogenannten Arthrose Fuß begünstigen. Eine schwedische Studie2 hat herausgefunden, dass Übergewicht in Verbindung mit Rauchen bei Frauen das Entstehen von Hüftarthrose begünstigt. Demnach scheint sich die Antibabypille ebenfalls negativ auszuwirken, während Hormonersatztherapie hilft, Knorpelverlust entgegenzuwirken.
Je älter der Mensch, desto häufiger die Arthrose
Die Häufigkeit von Arthrose steigt, je älter Menschen werden. Nur jeder zehnte 20-Jährige klagt über Gelenkbeschwerden, während bereits 17 Prozent der 34-Jährigen Anzeichen von Arthrose zeigen. Ab dem 60. Lebensjahr hat bereits jeder Fünfte Probleme mit Gelenkverschleiß und Gelenkentzündung. Ab diesem Alter steigt das Arthrose-Risiko rasant an. Von den über 95-Jährigen leiden mehr als 90 Prozent an irgendeiner Form von Arthrose.
Risikofaktoren für Arthrose im Überblick
- Überlastung der Gelenke: das regelmäßige Tragen schwerer Lasten, bestimmte Sportarten, Dauersitzen vor dem Bildschirm, Fehlstellungen wie X- und O-Beine oder Skoliose,
- Verletzungen: Unfälle können zu Knorpelschaden führen, der sich mit der Zeit zu einer Arthrose verschlimmert.
- Übergewicht: Die Gelenke müssen das Körpergewicht bewegen. Jedes Kilogramm belastet die Gelenke.
- Krankheiten: Bestimmte Krankheiten wie Typ-2-Diabetes fördern Entzündungen in den Gelenken.
- Geschlecht: Frauen erkranken viel häufiger als Männer an Arthrose.
Sonderfall: Arthrose durch Antibiotika
Gyrasehemmer sind eine Gruppe von Antibiotika, die sehr effektiv wirken. Daher verschreiben Ärzte sie relativ häufig. Nalidixinsäure gehört zu dieser Gruppe von Medikamenten. Sie sind besonders wirksam bei Harnwegserkrankungen, verursacht von E. Coli Bakterien oder Enterobacter. Auch bei Bronchitis sowie Lungen- oder Nasennebenhöhlenentzündungen bekämpfen Gyrasehemmer die Erkrankung erfolgreich. Sie wirken, indem sie das Enzym Gyrasen angreifen, das für die Aufspaltung der DNS und damit für die Vermehrung unerläßlich ist. Als Nebenwirkung verändern Gyrasehemmer die Struktur von Magnesium-Ionen. In den Gelenken kann dies irreparable Schäden3 hervorrufen. Besonders gefährdet sind Kinder und Jugendliche, bei denen das Wachstum von Knorpeln und Sehnen beeinträchtigt wird. Bei Erwachsenen können diese Medikamente Knorpelabbau beschleunigen. Falls Ihr Arzt Ihnen Gyrasehemmer verschreibt, sollten Sie ihn auf die damit verbundenen Risiken ansprechen.
Was ist Arthrose genau?
Arthrose bezeichnet Knorpelabbau in den Gelenken. Knorpelschäden können in allen Gelenken des Körpers auftreten. Im Volksmund spricht man von Arthrose Knie und Arthrose Schulter (Gelencium link), weil diese Körperteile sehr häufig betroffen sind. Wenn die Arthrose nicht behandelt wird, schreitet sie ungehindert fort. Im Lauf der Zeit entzünden sich das Gelenk und das umliegende Gewebe. Im Endstadium ist der Knorpel komplett verschwunden. Knochen reibt bei Bewegung auf Knochen.
Warum beginnt eine Arthrose ohne Schmerzen?
Der Krankheitsverlauf an sich kann sich stark unterscheiden. In der Regel beginnt die Arthrose schleichend, ohne dass Betroffene sie bemerken. Das geschieht, weil Knorpelgewebe nicht an das Blut- und Nervensystem angebunden ist. Knorpel dienen dazu, Knochenenden bei Bewegungen vor dem enormen Druck der entstehenden Kräfte zu schützen. Das Kniegelenk beispielsweise muss regelmäßig das Vielfache des Körpergewichts aushalten. Blutgefäße und Nervenfasern würden durch diese Belastung zerquetscht. Das bedeutet jedoch, dass Knorpelgewebe selbst keine Schmerzen verursachen kann. Die fehlende Verbindung zum Blut hat zur Folge, dass Knorpelgewebe nur über die Gelenkschmiere, auch Synova genannt, Nährstoffe erhält. Das erklärt, warum Knorpel nur langsam wächst und viel Zeit für die Regeneration braucht.
Vier Entwicklungsstadien der Arthrose
Mediziner teilen Arthrosen aller Art in vier verschiedene Stadien ein, die meist aufeinander folgen.
Stadium 1:
Im Frühstadium hat der Knorpel leichte Schäden wie kleine Risse oder Kratzer an der Oberfläche. Der Betroffene hat kaum Schmerzen. Wird der Knorpelschaden nicht erkannt, verdünnt sich die Knorpelschicht mit der Zeit.
Stadium 2:
Kleine Knorpelschäden führen über einen langen Zeitraum hinweg zu Knorpelfasern im Gelenk. Das hat zur Folge, dass der Druck schlechter verteilt wird. Die Arthrose beschleunigt sich. Die Gelenkinnenhaut ist jetzt häufig gereizt. Schmerzen stellen sich ein. In dieser Phase gehen die meisten Betroffenen zum Arzt.
Stadium 3:
Der Knorpel baut sich weiter ab. Der Gelenkspalt, der Abstand zwischen den Knochen, wird kleiner. Die Knochen werden stark belastet. Osteophyten, knöcherne Auswüchse, bilden sich, um den Druck abzufangen. Es wird schwerer, das Gelenk zu bewegen. Chronische Schmerzen und Entzündungen sind ein normales Symptom dieser Phase.
Stadium 4:
Der Knorpel hat sich stark zurückgebildet. Knochen reibt jetzt direkt auf Knochen – die gefürchtete Knochenglatze hat sich eingestellt. Die Schmerzen werden unerträglich. Das Gelenk versteift sich.
Selbstheilungskräfte des Körpers
Der Körper neigt dazu, Schäden selbst zu reparieren. Die Selbstheilungskräfte erneuern auch Knorpelzellen ständig. Da diese Zellen nicht über das Blutsystem versorgt werden, verläuft dieser Prozess langsam. Mit zunehmendem Alter benötigt der Körper immer mehr Zeit, um sich zu regenerieren. Wenn der Knorpelschaden eine kritische Schwelle überschreitet, können die Selbstheilungskräfte den Knorpelverlust nicht mehr ausgleichen. Die Arthrose wird zum Dauerzustand. Manchmal hört und liest man, dass der Verlust von Knorpelmasse unwiderruflich ist. Das stimmt offensichtlich nicht. Forscher am Medical Center der Universität Utrecht haben 2011 4 bewiesen, dass sich Knorpel wieder aufbaut, wenn der Abrieb aufhört.
Arthrose Symptome frühzeitig erkennen
Je früher Sie eine beginnende Arthrose erkennen, desto größer sind Ihre Chancen, bleibenden Schaden abzuwehren. Ein Gelenk fühlt sich steif an oder lässt sich nicht mehr so gut bewegen? Die ersten Anzeichen einer Arthrose erscheinen wie ein Flüstern des Körpers. Wenn Sie ein Gelenk stark belasten und es beginnt zu schmerzen, ist dies ein weiteres Anzeichen für eine beginnende Arthrose. Falls ein Gelenk, speziell des Bewegungsapparates, nach einer Ruhepause zunächst schmerzt, spricht man von Anlaufschmerzen. Dieses Symptom sollten Sie nicht auf die leichte Schulter nehmen. Auch wenn Anlaufschmerzen schnell wieder vergehen: Suchen Sie Ihren Arzt auf.
Wenn die Arthrose fortschreitet, treten Schmerzen bereits bei leichten Bewegungen auf und sogar, wenn Sie ruhen. In diesem Stadium begleiten häufig Entzündungen die Arthrose. Das betroffene Gelenk schwillt an. Die Haut rötet sich und fühlt sich heiß an. In späteren Stadien der Arthrose baut der Körper Knochenfortsätze an, um den Knorpel zu entlasten. Das kann das betroffene Gelenk größer erscheinen lassen.
Wichtig: Bei Gelenkschmerzen gilt die Grundregel: Lieber einmal zu oft als zu wenig zum Arzt gehen.
Bevor Sie zum Arzt gehen, sollten Sie Ihre Symptome niederschreiben. Führen Sie mehrere Tage lang ein Schmerztagebuch, indem Sie Ihre Erfahrungen aufzeichnen. Das hilft Ihrem Arzt, die geeignete Diagnosemethode zu wählen, zum Beispiel Ultraschalluntersuchungen, CT-Scans, Labortests oder Röntgenstrahlen.
Behandlungsmöglichkeiten von Arthrose
Wenn Sie an Arthrose leiden, sollten Sie auf keinen Fall das betroffene Gelenk übermäßig schonen. Bewegung wirkt wie eine Art Pumpe, die Nährstoffe in die Gelenkschmiere einschleust. Das kommt den Knorpelzellen zu Gute. Wenn Sie sich nicht bewegen, wird das Knorpelgewebe unzureichend versorgt. Verschiedene Arten der Physiotherapie stehen bei der konservativen Therapie von Arthrose im Mittelpunkt. Zusätzlich verschreiben Ärzte meist Schmerzmittel. Im Endstadium empfehlen Ärzte in der Regel den Einsatz künstlicher Gelenke. Wissenschaftler5 kritisieren jedoch, dass in Deutschland zu häufig Operationen für künstliche Gelenke stattfinden.
Alternative Therapien erfolgversprechend
Alternative Therapieansätze sind vielversprechend bei der Behandlung von Arthrose. Zahlreiche Heilpflanzen wirken Gelenkentzündungen entgegen und fördern die Regeneration von Knorpelgewebe. Die Berberitze, eine europäische Pflanze, spielt seit langem eine große Rolle in der traditionellen, chinesischen Medizin. Die Berberitze schützt das Knorpelgewebe mit dem Wirkstoff Berberin6 und stoppt das Voranschreiten von Arthrosen. Die Herbstzeitlose enthält Colchizin7, eine Substanz, die die Selbstheilungskräfte des Körpers beim Knorpelaufbau anregt.
Quellen & Studien
- . Fuchs, M. Rabenberg, C. Scheidt-Nave, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Robert Koch-Institut, Berlin, Prävalenz ausgewählter muskuloskelettaler Erkrankungen, Bundesgesundheitsbl 2013 · 56:678–686 DOI 10.1007/s00103-013-1687-4 Online publiziert: 27. Mai 2013 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013′ ↩︎
- Lifestyle factors and hip arthrosis. A case referent study of body mass index, smoking and hormone therapy in 503 Swedish women. Vingård E, Alfredsson L, Malchau H., Department of Occupational Health, Karolinska Hospital, Stockholm, Sweden. Acta Orthop Scand. 1997 Jun;68(3):216-20.‘ ↩︎
- Effects of ciprofloxacin and ofloxacin on adult human cartilage in vitro.In: Antimicrobial Agents and Chemotherapy. M. Menschik, J. Neumüller, C. W. Steiner, L. Erlacher, M. Köller, R. Ullrich, W. Graninger, W. B. Graninger: Band 41, Nummer 11, November 1997, ISSN 0066-4804, S. 2562–2565, PMID 9371369, PMC 164164′ ↩︎
- Tissue structure modification in knee osteoarthritis by use of joint distraction: an open 1-year-pilot study, Simon C. Mastbergen et al., Annals of the Rheumatic Diseases 70 (2011), S. 1441-1446′ ↩︎
- Bertelsmann-Stiftung (Hrsg.): Faktencheck Gesundheit. Knieoperationen (Endoprothetik) – Regionale Unterschiede und ihre Einflussfaktoren. 1. Auflage 2013′ ↩︎
- Honghai Zhao, Tongen Zhang, Chun Xia, Lei Shi, Shaojie Wang, Xinpeng Zheng, Tianhui Hu, Bing Zhang, University of Xiamen, Xiamen, Fujian, China, Berberine ameliorates cartilage degeneration in interleukin-1b-stimulated rat chondrocytes and in a rat model of osteoarthritis via Akt signaling, J. Cell. Mol. Med. Vol 18, No 2, 2014 pp. 283-292 ↩︎
- Onur Tetik, Mahmut Nedim Doral, Ahmet, Ozgiir Atay, Giirsel Leblebicioglu, School of Medicine, Hacettepe University. Ankara, Turkey, Influence of irrigation solutions combined with colchicine and diclofenac sodium on articular cartilage in a rat model, published online 6 April 2004 © Springer-Verlag 2004, DOI 10.1007/s00167-003-0470-8 ↩︎